Fußbodenheizung nachrüsten in Bestandsimmobilien: Kosten, Aufwand und echte Vorteile
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Warum immer mehr Eigentümer ihre alte Heizung gegen Fußbodenheizung austauschen

Stell dir vor, du gehst barfuß durch dein Wohnzimmer - und der Boden ist angenehm warm, nicht kalt. Keine kalten Ecken, kein Zugwind, keine staubigen Heizkörper, die ständig geputzt werden müssen. Das ist kein Traum, sondern die Realität, die viele Hausbesitzer in Bestandsimmobilien heute erleben. Seit 2023 steigt die Nachfrage nach nachgerüsteten Fußbodenheizungen in Altbauten deutlich. Warum? Weil sie nicht nur wärmer, sondern auch günstiger im Betrieb machen. Laut der Deutschen Energie-Agentur (dena) sparen Hausbesitzer mit einer Fußbodenheizung im Durchschnitt 20 bis 30 Prozent Energie gegenüber traditionellen Heizkörpern. Das bedeutet: weniger Gas oder Öl, niedrigere Rechnungen, und ein besseres Raumklima - besonders für Allergiker, denn weniger Luftbewegung bedeutet weniger Staub.

Wie funktioniert eine Fußbodenheizung eigentlich?

Anders als Heizkörper, die Wärme von oben nach unten abgeben, verteilt eine Fußbodenheizung die Wärme gleichmäßig von unten nach oben. Die Rohre liegen direkt im Boden - entweder im Estrich, in speziellen Platten oder als elektrische Folien. Die Temperatur am Boden liegt meist bei 24 bis 26 Grad Celsius, was für die meisten Menschen ideal ist. Die Vorlauftemperatur der Heizung ist dabei extrem niedrig: nur 35 bis 45 Grad. Das ist der Schlüssel zur Energieeinsparung. Moderne Wärmepumpen arbeiten mit solchen Temperaturen viel effizienter. Die Deutsche Energie-Agentur bestätigt: Wer eine Fußbodenheizung mit einer Wärmepumpe kombiniert, reduziert seine CO₂-Emissionen um bis zu 30 Prozent.

Drei Systeme, drei Kosten: Welches passt zu dir?

Nicht jede Fußbodenheizung ist gleich. Es gibt drei Haupttypen, und jeder hat Vor- und Nachteile - besonders wenn du in einem Altbau wohnst.

  • Nasssysteme: Die klassische Variante. Heizrohre werden in einen frischen Estrich eingebettet. Das ist stabil, langlebig und gut für große Flächen. Aber: Der Estrich braucht Wochen zum Trocknen, und die Aufbauhöhe liegt bei 15 bis 20 Zentimetern. Das ist ein Problem in Altbauten mit niedrigen Decken. Die Kosten: 60 bis 120 Euro pro Quadratmeter, inklusive Estrich und Dämmung.
  • Trockensysteme: Kein nasser Estrich, sondern spezielle Platten mit eingelassenen Rohren. Die Installation ist schneller, die Aufbauhöhe nur 8 bis 12 Zentimeter. Ideal für Altbauten, wo jede Zentimeter zählt. Die Kosten liegen bei 80 bis 110 Euro pro Quadratmeter - etwas teurer als Nasssysteme, aber viel schneller umsetzbar.
  • Elektrische Systeme: Kabel oder Folien unter dem Bodenbelag. Günstig in der Anschaffung: nur 20 bis 40 Euro pro Quadratmeter. Aber: Die Betriebskosten sind hoch. Diese Systeme eignen sich nur für kleine Räume wie Badezimmer oder Flure. Sie sind keine Lösung für die ganze Wohnung.

Die Stiftung Warentest hat 2024 getestet: Nasssysteme bekommen die beste Note (2,3 - „gut“), Trockensysteme (2,8 - „gut“) und elektrische Systeme (3,5 - „befriedigend“). Wer langfristig denkt, sollte auf Nass- oder Trockensysteme setzen.

Was kostet das wirklich? Die komplette Kalkulation

Ein Preis von 80 Euro pro Quadratmeter klingt erstmal überschaubar. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Bei einer 100 Quadratmeter Wohnung rechnest du mit Gesamtkosten zwischen 5.700 und 22.000 Euro - je nachdem, was du alles umbauen musst.

  • Material und Einbau: 6.000 bis 12.000 Euro (je nach System)
  • Entfernen des alten Estrichs: 20 bis 40 Euro pro Quadratmeter - das sind bis zu 4.000 Euro allein dafür
  • Heizkörper abbauen und entsorgen: 20 bis 40 Euro pro Stück - bei 8 Heizkörpern: 160 bis 320 Euro
  • Wasseranschluss anpassen: 100 bis 500 Euro
  • Heizanlage ersetzen: Wenn du einen alten Öl- oder Gasheizkessel hast, brauchst du oft eine neue Wärmepumpe oder einen Niedertemperaturkessel - das kostet 1.000 bis 2.000 Euro
  • Türschwellen anpassen: Oft vergessen, aber notwendig - bis zu 1.200 Euro extra, wie es ein Nutzer auf HausForum.de berichtet

Das ist kein billiges Projekt. Aber: Es ist eine Investition. Und die wird gefördert. Über das BAFA gibt es bis zu 20 Prozent Zuschuss - maximal 60.000 Euro pro Wohnung. Wer eine Wärmepumpe koppelt, erhält sogar noch mehr. Das senkt die Kosten deutlich.

Querschnitts-Darstellung dreier Fußbodenheizungssysteme mit Höhenunterschieden in einem Altbau.

Die größte Hürde: Die Deckenhöhe

Ein Altbau aus den 1920er Jahren hat oft nur 2,30 bis 2,50 Meter hohe Decken. Eine Fußbodenheizung braucht mindestens 15 Zentimeter Aufbauhöhe. Das bedeutet: Die Türen passen nicht mehr, die Türschwellen müssen neu gemacht werden, und manchmal sogar die Fensterbänke. Laut dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ist das Nachrüsten in Gebäuden vor 1918 oft nur mit großem Aufwand möglich. In einigen Fällen ist es gar nicht sinnvoll - dann lohnt sich eine Infrarotheizung mit 30 bis 50 Euro pro Quadratmeter mehr. Sie ist einfach, schnell und günstig. Aber: Sie wärmt nur, wo du sitzt - nicht den ganzen Raum gleichmäßig.

Welcher Bodenbelag passt dazu?

Nicht jeder Boden ist für Fußbodenheizungen geeignet. Der Wärmeleitwert darf maximal 0,15 m²K/W betragen. Das schließt dicke Teppichböden aus - sie isolieren zu stark. Parkett ist okay, wenn es speziell für Fußbodenheizung freigegeben ist. Fliesen und Stein sind ideal, weil sie die Wärme gut leiten. Laminat und Vinyl funktionieren auch, aber nur, wenn sie als „Fußbodenheizungsgeeignet“ gekennzeichnet sind. Der Deutsche Verband der Parkett- und Fußbodenfachbetriebe (DVPF) warnt: Wer einfach einen alten Teppich drauflegt, macht die Heizung ineffizient - und riskiert Schäden am Boden.

Wie lange dauert die Umstellung?

Die Planung dauert 4 bis 6 Wochen. Du brauchst einen Fachmann, der die Wärmebedarfsberechnung macht, die Rohre plant und prüft, ob deine Heizanlage kompatibel ist. Die Installation selbst dauert bei 100 Quadratmetern etwa 2 bis 3 Wochen. Danach kommt der Estrich - und dann warten. Nasssysteme brauchen bis zu 4 Wochen zum Trocknen. In dieser Zeit kannst du nicht wohnen. Trockensysteme sind schneller: Nach 3 Tagen ist der Boden begehbar. Das ist ein großer Vorteil, wenn du nicht ausziehen willst.

Wie lange lohnt sich die Investition?

Die Amortisationszeit liegt zwischen 8 und 12 Jahren - je nach Energiepreisen und Nutzung. Wer vor 2020 mit Gas geheizt hat, sieht die Einsparungen schneller. Wer heute mit Öl heizt, spart noch mehr. Experten wie Dipl.-Ing. Thomas Müller von der Universität Stuttgart sagen: „Bei korrekter Planung amortisieren sich Fußbodenheizungen in Altbauten innerhalb von 10 bis 15 Jahren.“ Prof. Dr. Sabine Bode von der TU Berlin warnt dagegen: „In vielen Fällen frisst der Aufwand die Einsparungen wieder auf.“ Der Unterschied liegt im Detail: Wer nur die Bodenheizung wechselt, aber den alten Heizkessel behält, macht wenig Sinn. Wer die gesamte Heizung modernisiert - inklusive Wärmepumpe und intelligenten Regelungen - erhält die besten Ergebnisse.

Familie betrachtet Energieersparnis-Display, während Techniker eine dünne Fußbodenheizung einbaut.

Was bringen intelligente Regelungen?

Seit Anfang 2024 gibt es intelligente Thermostate wie Tado° oder Bosch Heat Tec, die mit Wetterdaten und deinem Nutzerverhalten arbeiten. Sie lernen, wann du zu Hause bist, und senken die Temperatur, wenn du weg bist. Fraunhofer IBP hat in einer Feldstudie gezeigt: Diese Systeme sparen weitere 5 bis 8 Prozent Energie. Das ist nicht viel - aber bei 2.000 Euro Heizkosten im Jahr sind das 100 bis 160 Euro mehr pro Jahr. Und das ohne zusätzlichen Aufwand.

Was sagen Nutzer wirklich?

68 Prozent der Nutzer sind laut einer Umfrage des Deutschen Mieterbunds zufrieden. Aber 22 Prozent haben Probleme mit der Planung - oft weil der Handwerker nicht alle Kosten im Kostenvoranschlag erwähnt hat. Ein Nutzer auf HausForum.de schreibt: „Die Türschwellen waren nicht drin - 1.200 Euro extra.“ Ein anderer sagt: „Nach 18 Monaten sparen wir 17 Prozent Heizkosten. Die 12.500 Euro Investition haben sich gelohnt.“

Die Firma Vaillant hat auf Trustpilot eine Bewertung von 4,2 von 5 Sternen. Die meisten Lobpreisungen betreffen die Beratung. Die Kritik? Die Komplexität des Projekts. Wer das nicht versteht, läuft Gefahr, überrascht zu werden.

Was ist die Zukunft?

Der Markt wächst. 2023 lag der Anteil von Nachrüstsystemen bei 28 Prozent - 2021 waren es noch 24. Bis 2030 prognostiziert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) einen Anteil von 35 Prozent. Warum? Weil das Gebäudeenergiegesetz (GEG) ab 2024 effizientere Systeme verlangt. Und weil die Energiepreise nicht mehr zurückgehen. Auch die Technik wird besser: Dünnschichtsysteme von Buderus reduzieren die Aufbauhöhe auf nur 8 bis 10 Zentimeter. Das macht Nachrüstungen in fast jedem Altbau möglich.

Fazit: Lohnt sich das für dich?

Wenn du in einem Altbau wohnst, deine Heizung alt ist und du bereit bist, eine größere Investition zu tätigen - dann ja. Eine Fußbodenheizung macht dein Zuhause wärmer, komfortabler und günstiger im Betrieb. Aber sie ist kein Plug-and-Play-Produkt. Du brauchst eine gute Planung, einen erfahrenen Handwerker und eine komplette Heizungsmodernisierung. Wer nur die Bodenheizung wechselt, verliert Geld. Wer alles zusammen macht, gewinnt - nicht nur an Komfort, sondern auch an Wert.

Wenn du in einem Haus mit niedrigen Decken lebst oder nur ein Bad sanieren willst - dann überleg dir Infrarotheizungen oder moderne Wandheizungen. Sie sind einfacher und schneller. Aber für die ganze Wohnung? Eine Fußbodenheizung ist immer noch die beste Wahl - wenn sie richtig gemacht wird.