Bewertung von Ferienimmobilien: Auslastung, Saison und Rendite in Deutschland
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Wenn du eine Ferienimmobilie in Deutschland kaufst, denkst du vielleicht an entspannte Urlaube, bunte Gäste und ein passives Einkommen. Doch die Realität sieht oft anders aus. Viele Eigentümer erleben, dass ihre Wohnung im Winter leer steht, die Reinigungskosten höher sind als erwartet und die Rendite kaum über dem Sparbuch liegt. Die Frage ist nicht, ob sich eine Ferienimmobilie lohnt - sondern wie sie sich lohnt. Und das hängt nicht vom Preis des Hauses ab, sondern von drei Dingen: Auslastung, Saison und echte Rendite.

Wie viele Wochen wird deine Ferienwohnung wirklich vermietet?

Die meisten Anleger gehen davon aus, dass eine Ferienimmobilie 40 bis 50 Wochen im Jahr vermietet wird. Das ist ein Trugschluss. Laut der Studie von feWo-direkt liegt die durchschnittliche Auslastung in Deutschland bei etwa 27 Wochen pro Jahr - das sind 189 Tage. Andere Quellen wie erfolgreicher-vermieten.de kommen auf 24 Wochen (168 Tage). Das klingt nach viel, ist aber weit entfernt von der Vorstellung, das Objekt fast das ganze Jahr zu nutzen.

Was bedeutet das konkret? Wenn du eine Wohnung für 100 Euro pro Tag vermietest, erzielst du mit 24 Wochen Auslastung einen Jahresumsatz von 16.800 Euro. Klingt gut? Doch hier kommt der Haken: Diese Zahlen sind Durchschnittswerte. In der Praxis sind die Unterschiede riesig. In Mecklenburg-Vorpommern, am Bodensee oder in den Alpen kannst du in der Hochsaison 200 bis 300 Euro pro Tag verlangen. Aber in der Nebensaison? Dann sinkt der Preis oft auf 40 bis 60 Euro. Und wenn du in einer Region wohnst, in der die Konkurrenz überbietet - wie in einigen Teilen der Ostsee oder des Allgäus - dann sinkt deine Auslastung. Der OVB-Heimatzeitungen berichtete 2024, dass die Auslastung in einigen Regionen von 44 Prozent im Jahr 2019 auf nur noch 26 Prozent im Jahr 2023 fiel. Das bedeutet: Deine Wohnung steht jetzt fast zwei Drittel des Jahres leer.

Die Statistik misst oft nicht die ganze Wohnung, sondern nur die Betten. Ein Doppelzimmer mit zwei Betten, das an 100 Tagen belegt ist, ergibt 200 Übernachtungen - aber die Wohnung wurde nur 100 Tage vermietet. Das führt zu einer falschen Wahrnehmung der Auslastung. Die echte Zahl ist immer niedriger als die Bettenauslastung.

Die Saison macht den Unterschied - und die Preise

Es gibt keine einheitliche Saison in Deutschland. An der Ostsee ist Hochsaison von Juni bis August. Im Schwarzwald oder in den Alpen läuft die Nachfrage von Dezember bis März. In der Nähe von Seen oder Städten wie Bodensee, Chiemsee oder Berchtesgaden ist die Saison länger - manchmal von April bis Oktober. Und in einigen Orten, wie z. B. in den Bayerischen Alpen, gibt es sogar ganzjährig Nachfrage: Wanderer im Sommer, Skifahrer im Winter.

Die höchste Auslastung erreicht Deutschland im August: 39 Prozent aller Ferienwohnungen sind voll belegt, wie der Deutsche Tourismusverband bestätigt. Im Januar sinkt die Auslastung auf nur noch 25 Prozent. Das ist kein Zufall. Die Preise folgen diesem Muster: In der Hochsaison kannst du 50 bis 100 Prozent mehr verlangen als in der Nebensaison. Ein Haus, das im Sommer 250 Euro pro Tag kostet, wird im November vielleicht nur 80 Euro bringen. Wer nur auf die Jahresdurchschnittsmiete schaut, verliert die wahre Rendite aus dem Blick.

Experten empfehlen daher: Verkaufe nicht nur die Wohnung, sondern die Saison. Ein gutes Pricing-Modell passt die Preise an: Frühbucherrabatte für den Winter, Last-Minute-Angebote für die Übergangszeiten, Wochenendangebote für Städter, die nur zwei Nächte bleiben. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei 5,2 Tagen - das heißt, du musst deine Wohnung schnell wieder belegen. Wer das nicht schafft, verliert Geld.

Saisonale Preisgraphik über einer deutschen Landschaft mit Sommerhöhen und Wintertälern in Aquarellstil.

Die echte Rendite: Was bleibt nach Kosten?

Ein großer Fehler vieler Investoren: Sie rechnen nur mit den Einnahmen. Doch die Kosten sind der wahre Schlüssel. Die durchschnittlichen jährlichen Einnahmen in Deutschland liegen bei etwa 12.700 Euro - das ist deutlich niedriger als die theoretische Rechnung mit 100 Euro pro Tag. Warum? Weil die meisten Objekte nicht den ganzen Sommer voll ausgelastet sind und die Preise in der Nebensaison sinken.

Doch was kostet es, diese 12.700 Euro zu verdienen? Hier kommt die Realität:

  • Grundsteuer: 200-600 Euro/Jahr
  • Versicherung (Haftpflicht, Feuer, Elementarschaden): 400-800 Euro
  • Reinigung pro Wechsel: 60-120 Euro (bei 24 Wochen Auslastung: 24-48 Mal pro Jahr → 1.440-5.760 Euro)
  • Marketing (Portale wie Airbnb, Booking, eigene Website): 800-2.000 Euro
  • Instandhaltung (Wartung, Reparaturen, neue Möbel): 1.000-2.500 Euro
  • Verwaltung (wenn du einen Profi einsetzt): 15-25 Prozent der Miete → bis zu 3.000 Euro

Das sind leicht 4.000 bis 7.000 Euro Kosten pro Jahr. Bei 12.700 Euro Einnahmen bleibt dir also 5.700 bis 8.700 Euro Netto. Bei einer Immobilie im Wert von 250.000 Euro ergibt das eine Bruttorendite von 2,3 bis 3,5 Prozent. Das ist weniger als die Inflation von 2024 (ca. 3,1 Prozent). Und das ohne Zinsen auf den Kredit.

Wenn du 60 Prozent der Kaufsumme mit einem Kredit finanzierst - bei 4 Prozent Zinsen - dann kostet dich der Kredit allein 6.000 Euro pro Jahr. Das bedeutet: Du zahlst mehr an Zinsen, als du verdienst. Die Rendite wird negativ. Das ist kein Investment - das ist ein Verlustgeschäft.

Wo lohnt sich eine Ferienimmobilie wirklich?

Nicht alle Regionen sind gleich. Die besten Chancen hast du dort, wo die Nachfrage hoch ist und das Angebot begrenzt. Das sind:

  • Attraktive Hotspots mit begrenztem Neubau: Auf Sylt ist seit 2023 kein neues Ferienhaus mehr erlaubt. Das schafft Knappheit. Wer dort eine Immobilie hat, kann Preise durchsetzen.
  • Ganzjährige Tourismusregionen: Die Berchtesgadener Alpen, der Bodensee oder das Allgäu haben Winter- und Sommersaison. Die Auslastung bleibt über 30 Wochen.
  • Professionell vermarktete Objekte: Wer mit einem klaren Brand, guten Fotos, einer eigenen Website und einer klaren Preisstrategie arbeitet, verdient deutlich mehr als der Durchschnitt.

Die schlechtesten Chancen hast du in Regionen mit Überangebot: Viele kleine Dörfer an der Ostsee, wo jedes zweite Haus eine Ferienwohnung ist. Hier sinken die Preise, die Auslastung fällt, und du musst dich mit 20-25 Wochen begnügen. Die Daten zeigen: Wer dort investiert, verliert langfristig Geld.

Hausbesitzer vor Ferienhaus, hält Kalkulator mit negativen Zahlen, umgeben von Kosten-Symbolen und Inflationspfeil.

Was du tun kannst - und was du besser lässt

Wenn du schon eine Ferienimmobilie hast, kannst du etwas tun:

  1. Prüfe deine Auslastung mit echten Daten: Frag dein Portal (feWo-direkt, Airbnb) nach den tatsächlichen Belegungstagen - nicht nach Betten.
  2. Verkaufe die Saison: Biete Frühbucher-Rabatte für den Herbst, Last-Minute-Angebote für den Frühling, Wochenendpakete für Städter.
  3. Reduziere die Kosten: Mache die Reinigung selbst, wenn du in der Nähe wohnst. Nutze kostenlose Plattformen wie Facebook-Gruppen für lokale Vermietung.
  4. Vermeide Überfinanzierung: Kaufe nicht mit 80 Prozent Kredit. Ein Kredit von 50 Prozent oder weniger macht die Rendite tragbar.

Wenn du noch nicht investiert hast: Überlege dir genau, ob du wirklich eine Ferienimmobilie brauchst. Es gibt bessere Anlagen mit stabilerer Rendite. Wenn du trotzdem zusteigst, dann nur in Regionen mit echter Knappheit, professioneller Vermarktung und ganzjähriger Nachfrage. Und nie, weil du glaubst, du könntest einfach nur mieten und Geld verdienen. Das funktioniert nicht mehr.

Was Experten wirklich sagen

Der Deutsche Ferienhausverband (DFV) sagt klar: Die durchschnittliche Auslastung sagt nichts über die Rendite aus. Ein Objekt mit 20 Wochen Auslastung und 200 Euro pro Tag kann besser sein als eines mit 30 Wochen und 50 Euro pro Tag. Es kommt auf die Preisdifferenzierung an. Wer seine Preise intelligent anpasst, verdient mehr - auch mit weniger Tagen.

Das Statistische Landesamt Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern empfehlen, die „ortsüblichen Vermietungstage“ zu nutzen - also die durchschnittliche Belegung in deiner Gemeinde. Das ist der einzige echte Maßstab. Nicht die Werbeversprechen von Maklern, nicht die Traumzahlen von YouTube-Channel-Experten. Sondern die Zahlen, die die Behörden vor Ort veröffentlichen.

Die Zukunft des Marktes? Differenzierung. Wer als Privatvermieter ohne Struktur bleibt, wird immer schwerer mieten. Wer als Profi auftritt - mit klaren Regeln, professionellem Design, schnellem Check-in und gutem Service - wird weiterhin Geld verdienen. Die einfachen Zeiten sind vorbei. Die Ferienimmobilie ist kein passives Einkommen mehr. Sie ist ein kleines Hotel. Und du musst sie wie eines führen.

Wie hoch ist die durchschnittliche Auslastung von Ferienimmobilien in Deutschland?

Die durchschnittliche Auslastung liegt zwischen 24 und 27 Wochen pro Jahr, also etwa 168 bis 189 Tagen. Das entspricht einer Belegung von rund 46 bis 52 Prozent des Jahres. Diese Zahlen beziehen sich auf die tatsächliche Vermietung der gesamten Wohnung, nicht auf Betten. In einigen Regionen mit Überangebot ist die Auslastung deutlich niedriger - teilweise unter 20 Wochen.

Welche Regionen in Deutschland haben die höchste Rendite bei Ferienimmobilien?

Die besten Renditen erzielen Immobilien in Regionen mit begrenztem Neubau und ganzjähriger Nachfrage: Sylt, Berchtesgaden, Bodensee, Allgäu und Teile der bayerischen Alpen. Dort ist die Nachfrage hoch, die Konkurrenz niedrig, und die Preise bleiben stabil. Küstenregionen mit massivem Überangebot - wie viele Orte an der Ostsee - haben oft niedrigere Renditen, trotz hoher Sommersaison.

Wie viel kostet es, eine Ferienwohnung zu vermieten?

Die jährlichen Kosten liegen typischerweise zwischen 30 und 40 Prozent der Mieteinnahmen. Dazu gehören Reinigung (1.500-6.000 €), Versicherungen (500-800 €), Grundsteuer (200-600 €), Marketing (800-2.000 €), Instandhaltung (1.000-2.500 €) und ggf. Verwaltungsgebühren (bis zu 25 % der Miete). Bei 12.700 Euro Einnahmen sind das 4.000-7.000 Euro Kosten.

Lohnt sich eine Ferienimmobilie mit Kredit?

Nur, wenn du nicht mehr als 50 Prozent finanzierst und die Rendite über 4 Prozent liegt. Bei 60-80 Prozent Kredit und 4 Prozent Zinsen kostet der Kredit oft mehr, als du verdienst. Selbst bei 12.700 Euro Jahresumsatz und 4.000 Euro Kosten bleibt dir nur 8.700 Euro Netto. Bei 150.000 Euro Kredit sind das 6.000 Euro Zinsen - du verlierst also Geld. Finanzierungsrechnungen müssen realistisch sein - nicht optimistisch.

Warum sinkt die Auslastung in vielen Regionen?

Weil es zu viele Ferienwohnungen gibt. Seit 2010 ist das Angebot stark gewachsen, besonders an Küsten und Seen. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Kurzurlauben gesättigt. Viele Deutsche buchen jetzt lieber günstigere Alternativen wie Camping oder Last-Minute-Flüge. Die Konkurrenz ist groß, die Preise fallen. Wer nicht professionell auftritt, verliert.

Wie berechne ich die tatsächliche Rendite meiner Ferienimmobilie?

Rechne: (Jahresnettoeinkommen / Kaufpreis) x 100 = Rendite in Prozent. Beispiel: Du kaufst für 300.000 Euro, verdienst 12.700 Euro im Jahr, hast 4.000 Euro Kosten, bleibst bei 8.700 Euro Netto. 8.700 / 300.000 = 2,9 Prozent. Vergleiche das mit deinen Zinskosten. Wenn die Zinsen höher sind, hast du ein Minusgeschäft. Nur wenn die Rendite über 3,5 Prozent liegt und du wenig Kredit hast, lohnt es sich.