Baustrom- und Bauwasseranschluss: Zuständigkeiten und Kosten im Überblick
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Bevor der erste Stein auf die Baustelle kommt, muss schon vieles laufen. Viele Bauherren unterschätzen, wie wichtig Baustrom und Bauwasser sind. Ohne sie geht nichts: Kein Betonmischer, keine Bohrmaschine, kein Sanitärinstallateur. Und doch werden diese Anschlüsse oft zu spät beantragt - mit teuren Folgen.

Wer ist zuständig für Baustrom und Bauwasser?

Die Zuständigkeit ist klar geregelt, aber nicht immer einfach zu durchschauen. Für Baustrom ist der lokale Netzbetreiber oder die Stadtwerke verantwortlich. Das kann EON, EnBW, SWK Kl oder ein anderer regionaler Anbieter sein. Für Bauwasser ist der örtliche Wasserversorger zuständig - meist dasselbe Unternehmen, aber nicht immer.

Der Bauherr ist verpflichtet, den Antrag zu stellen. Kein Elektriker, kein Installateur - du als Bauherr musst die Unterlagen einreichen. Die Installation selbst darf nur von zertifizierten Fachleuten durchgeführt werden. Ein Elektriker darf den Baustromkasten erst anbringen, nachdem der Antrag genehmigt wurde. Der Installateur für Wasser braucht eine gültige Zulassung und muss den Anschluss an das öffentliche Trinkwassernetz vornehmen.

Wichtig: Du brauchst eine Baugenehmigung, bevor du den Antrag stellen kannst. Viele Versorger prüfen das automatisch, aber wenn du die Unterlagen nicht vollständig hast, läuft alles ins Leere. Ein Grundbuchauszug, ein detaillierter Lageplan und die Bauzeichnung im Maßstab 1:1000 sind Pflicht.

Was brauchst du für den Antrag?

Die Unterlagen sind nicht kompliziert - aber sie müssen stimmen. Ein einziger Fehler, wie ein falsch eingetragener Flurstückskennzeichen oder ein unvollständiger Lageplan, verzögert den Anschluss um Wochen.

Für Baustrom brauchst du:

  • Vollständigen Namen und Anschrift des Anschlussnehmers
  • Genauere Adresse des Baugebiets und des Flurstücks
  • Art des Bauobjekts: Einfamilienhaus, Mehrfamilienhaus, Gewerbe
  • Geschätzte Leistung in kW (für ein Einfamilienhaus typisch 22-32 kW)
  • Lageplan mit Markierung, wo der Stromverteilerkasten stehen soll

Für Bauwasser sind das:

  • Grundbuchauszug (um das Grundstück nachzuweisen)
  • Grundrissplan im Maßstab 1:1000 mit eingezeichnetem Wasserzählerstandort
  • Zulassung des Installationsbetriebs und des Installateurs
  • Angabe des geplanten Wasserverbrauchs (mindestens 1,5 m³/h)

Die meisten Stadtwerke bieten heute digitale Antragsassistenten an. Nutze sie. Ein Formular, das du ausdruckst und per Post schickst, ist heute fast immer der langsamere Weg. Bei e-netz Südhessen und SWK Kl läuft der digitale Antrag 30 % schneller ab.

Wie viel kostet Baustrom und Bauwasser?

Die Kosten sind nicht fest. Sie hängen von der Lage, der Dauer, der Leistung und der Region ab. Aber du kannst mit diesen Werten rechnen.

Baustrom:

  • Mietkosten für den Verteilerkasten: 50-150 Euro pro Monat
  • Stromkosten: Du zahlst den tatsächlichen Verbrauch, meist zwischen 0,25 und 0,40 Euro pro kWh
  • Einmalige Anschlussgebühr: 0-300 Euro (manche Stadtwerke erheben keine)

Bei einer Nutzungsdauer von 9 Monaten und einem durchschnittlichen Verbrauch von 1.200 kWh pro Monat kommen etwa 1.000-1.500 Euro an Gesamtkosten zusammen. Das ist deutlich günstiger als ein Generator.

Bauwasser:

  • Mindest-Baukostenzuschuss (BKZ): 1.225 Euro netto
  • Abrechnung: entweder pauschal oder über Zähler
  • Pauschal: bis zu 30 % teurer als mengenbasiert
  • Installation durch Installateur: 800-1.500 Euro

Bei einem kleinen Einfamilienhaus mit 8-monatiger Bauzeit liegen die Gesamtkosten für Bauwasser oft bei 2.000-2.800 Euro. Bei größeren Projekten oder schwierigem Gelände kann es auch 4.000 Euro werden.

Ein häufiger Fehler: Bauherren beantragen einen permanenten Hausanschluss statt eines temporären Baustromanschlusses. Das kostet bis zu 2.850 Euro extra - und du musst den Anschluss später wieder abbauen.

Vergleich der temporären Bauwasseranschlussleitung mit der permanenten Hauswasserleitung, technische Zeichnung, ohne Text.

Warum nicht einfach einen Generator oder Nachbarwasser nutzen?

Ein Generator klingt erst mal einfach. Aber rechne mal nach: Ein 12-Monats-Einsatz kostet zwischen 3.500 und 5.000 Euro - inklusive Treibstoff, Wartung und Lärmzulassung. Der Baustromanschluss ist mit 600-1.800 Euro deutlich günstiger. Und er ist sicherer. Generatoren können bei Regen oder Kälte ausfallen - und du hast keine Versicherungsschutz.

Bauwasser vom Nachbarn? Das geht nicht. Die Wasserversorgungssatzungen vieler Kommunen verbieten das ausdrücklich. Eine Absprache mit dem Nachbarn ist nicht rechtlich bindend. Wenn der Wasserversorger das herausfindet, kannst du mit einer Strafe rechnen - und musst den Anschluss trotzdem noch einmal ordentlich beantragen.

Wie lange dauert die Bearbeitung?

Die größte Fallgrube: Zeit.

Die durchschnittliche Bearbeitungszeit liegt bei 4-6 Wochen. Wenn du alles richtig hast. Wenn du einen Lageplan mit falschem Maßstab einreichst, dauert es 14 Tage länger. Wenn du die Baugenehmigung vergisst, musst du von vorne anfangen.

Experten raten: Beantrage Baustrom und Bauwasser mindestens 10 Wochen vor Baubeginn. Die Bauzeitschrift „Bauhandwerk“ hat 2024 getestet: Nur 22 % der Bauherren, die weniger als 6 Wochen vorher antragen, bekommen den Anschluss rechtzeitig. Ein Bauherr aus Berlin berichtete: „Ich habe den Antrag 4 Wochen vorher gestellt. Die Stadtwerke haben drei Mal nachgefragt, weil sie falsche Unterlagen hatten. Der Baubeginn wurde um 10 Tage verschoben.“

Umgekehrt: Ein Bauherr aus Kassel beantragte 10 Wochen vorher - alles lief reibungslos. Der Baustromkasten stand pünktlich, das Wasser fließte am ersten Tag.

Bauarbeiter mit abgelehntem Antrag auf Tablet, fehlende Genehmigung und falscher Anschluss als Fehler, Uhr zeigt Verzögerung.

Was passiert, wenn du es versäumst?

Wenn du ohne Baustrom anfängst, riskierst du:

  • Baustopp durch den Bauaufsichtsbehörde
  • Vertragsstrafen vom Bauunternehmer
  • Verzögerung der gesamten Bauzeit - und damit höhere Zinskosten
  • Keine Versicherungsleistung bei Schäden

Prof. Dr. Sabine Weber von der TU München sagt: „Die Koordination von Baustrom und Bauwasser ist ein unterschätzter kritischer Pfad im Bauablauf. Eine Verzögerung hier wirkt sich exponentiell auf die gesamte Bauzeit aus.“

Ein Fall aus dem Forum „Baustellen-Probleme.de“: Ein Bauherr hatte vergessen, den Baustrom zu beantragen. Der Elektriker kam am Montagmorgen - und fand keine Stromversorgung. Die Betonpumpe blieb stehen. Die Maurer konnten nicht arbeiten. Der Baustopp dauerte 7 Tage. Die Folgekosten: 12.000 Euro.

Wie vermeidest du Fehler?

Die häufigsten Fehler sind:

  • Unvollständiger Lageplan (42 % der Probleme)
  • Falsche Leistungsangabe für Baustrom (28 %)
  • Fehlende Baugenehmigung (20 %)
  • Beantragung eines permanenten statt temporären Anschlusses

Tipps, um nichts zu vergessen:

  1. Starte mit der Baugenehmigung - alles andere baut darauf auf.
  2. Verwende den digitalen Antragsassistenten deiner Stadtwerke.
  3. Prüfe deine Lagepläne mit dem Grundbuchamt - ein falsches Flurstück kostet Zeit und Geld.
  4. Bestelle den Installateur und Elektriker erst, nachdem der Antrag genehmigt ist.
  5. Frage nach der Abrechnungsart für Wasser - pauschal ist oft teurer.
  6. Halte eine Kopie aller Unterlagen - und schicke sie per Einschreiben.

Wie sieht die Zukunft aus?

Die Digitalisierung schreitet voran. Seit Januar 2025 testen einige Stadtwerke wie E.ON digitale Zähler für Baustrom - die Verbrauchsdaten senden sie direkt an dein Smartphone. Bis 2026 will die Deutsche Energie-Agentur (dena) bundesweit einheitliche Antragsformulare einführen.

Aber es gibt auch Probleme: Die Zahl der zertifizierten Installateure für Bauwasser ist in den letzten fünf Jahren um 18 % gesunken. Die Bauaktivität ist aber um 22 % gestiegen. Die Folge: Engpässe. Wer jetzt nicht früh genug anfragt, bekommt keinen Termin mehr.

Die Nachfrage steigt. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland fast 288.000 Wohngebäude genehmigt - das bedeutet über 575.000 temporäre Anschlüsse. Die Branche verdient damit jährlich 280-350 Millionen Euro. Wer das System kennt, spart Zeit, Geld und Nerven.

Kann ich Baustrom und Bauwasser selbst installieren?

Nein. Beide Anschlüsse dürfen nur von zertifizierten Fachleuten installiert werden. Ein Elektriker braucht eine gültige Zulassung für Baustrom, ein Installateur muss für Wasser zugelassen sein. Selbst wenn du technisch kannst - rechtlich ist es verboten. Die Versorger prüfen die Installation vor Inbetriebnahme. Wenn du selbst installierst, wird der Anschluss abgelehnt - und du zahlst doppelt.

Muss ich Baustrom auch für kleine Renovierungen beantragen?

Ja, wenn du Maschinen wie Bohrmaschinen, Betonmischer oder Sägen verwendest, die nicht mit normalen Steckdosen betrieben werden können. Selbst bei einer Dachsanierung oder einem Anbau ist ein Baustromanschluss Pflicht. Nur bei reinen Handarbeiten - wie Streichen oder Verlegen von Fliesen mit Akkugerät - ist er nicht nötig. Aber: Wenn du unsicher bist, frage beim Versorger nach. Ein Antrag kostet nichts, ein Baustopp schon.

Was passiert, wenn der Baustromkasten kaputt geht?

Der Verteilerkasten gehört dem Versorger. Wenn er defekt ist, meldest du das sofort. Der Anbieter kommt und repariert oder tauscht ihn aus - kostenlos. Du zahlst nur, wenn du den Kasten beschädigt hast - etwa durch falsche Belastung oder Unachtsamkeit. Halte den Kasten trocken, schütze ihn vor Staub und nicht zulassen, dass jemand daran herumspielt.

Kann ich den Bauwasseranschluss später in den Hausanschluss umwandeln?

Nein. Der Bauwasseranschluss ist ein temporärer Anschluss mit speziellem Zähler und Leitungen. Der spätere Hausanschluss ist ein permanenter Anschluss mit anderer Leitungsführung und anderem Zähler. Du musst den Bauwasseranschluss abbauen und einen neuen Hausanschluss legen lassen. Der Baukostenzuschuss für das Bauwasser ist nicht auf den Hausanschluss übertragbar.

Wie lange darf der Baustromanschluss genutzt werden?

Typisch sind 6 bis 12 Monate. Bei größeren Projekten - wie Mehrfamilienhäusern oder Gewerbebauten - kannst du eine Verlängerung beantragen, meist bis zu 18 Monate. Nach Ablauf wird der Anschluss automatisch abgeschaltet. Wenn du länger brauchst, musst du vorher einen Antrag auf Verlängerung stellen. Sonst entstehen Nachzahlungen oder Strafen.

Die wichtigste Regel: Plane früh, dokumentiere alles, und vertraue nicht auf mündliche Absprachen. Baustrom und Bauwasser sind kein Nebenschauplatz - sie sind der erste Schritt zu einem reibungslosen Bauablauf. Wer hier spart, zahlt später doppelt.