Bodenbelagskleber: So wählen Sie emissionsarm und haftstark den richtigen Kleber für Ihren Boden
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Wenn Sie einen neuen Boden verlegen, denken Sie vielleicht zuerst an das Material: Parkett, Vinyl, Linoleum oder Teppich. Doch das, was darunter liegt - der Kleber - ist genauso wichtig. Ein falscher Kleber kann Ihre Gesundheit belasten, den Boden nach kurzer Zeit verrutschen lassen oder unangenehme Gerüche in Ihrer Wohnung hinterlassen. Die gute Nachricht: Es gibt heute Klebstoffe, die stark haften und gleichzeitig fast keine Schadstoffe ausdünsten. Die Frage ist nur: Wie erkennen Sie den richtigen?

Warum der Kleber mehr aussagt als Sie denken

Früher war es einfach: Der billigste Kleber, der am schnellsten hält, war der beste. Heute wissen wir: Ein Kleber, der nach drei Tagen nicht mehr riecht, kann trotzdem Monate lang giftige Stoffe in die Luft abgeben. Diese sind nicht sichtbar, aber sie binden sich an Hausstaub und werden eingeatmet. Besonders betroffen sind Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Atemwegserkrankungen. Die Deutsche Umwelthilfe warnt: „Lösemittelarm ist nicht gleich schadstofffrei.“ Viele Produkte, die sich als „umweltfreundlich“ outen, enthalten immer noch schwerflüchtige organische Verbindungen (SVOC), die langsam aus dem Kleber austreten - oft über Jahre hinweg.

Die Lösung? Zertifizierungen. Sie sind der einzige verlässliche Weg, um zu wissen, was wirklich drinsteckt. Der Blauer Engel DE-UZ 113 ist der strengste Standard in Deutschland für Bodenbelagskleber. Er prüft nicht nur die Emissionen beim Verlegen, sondern auch die langfristige Freisetzung von Weichmachern, Formaldehyd und anderen Schadstoffen. Wer diesen Stempel trägt, hat einen Kleber, der nicht nur gesund ist, sondern auch den höchsten Anforderungen der EU-Richtlinie 2019/2014 entspricht.

Was bedeutet EMICODE 1 plus?

Neben dem Blauen Engel gibt es noch eine andere, weit verbreitete Kennzeichnung: EMICODE 1 plus. Diese Zertifizierung kommt vom Institut für Baubiologie in Rosenheim und misst die Emissionen in der Raumluft nach 14, 28 und 180 Tagen. EMICODE 1 plus bedeutet: „sehr emissionsarm“. Produkte mit diesem Label dürfen maximal 0,1 mg/m³ flüchtige organische Verbindungen (VOC) freisetzen - das ist fast so sauber wie Luft aus einem Wald.

Im Vergleich: Ein normaler PVC-Kleber ohne Zertifizierung kann bis zu 100-mal mehr VOC abgeben. Der Unterschied ist nicht nur theoretisch. Ein Nutzer aus Linz berichtet: „Nach der Verlegung meines Vinylbodens mit einem EC1-zertifizierten Kleber hatte ich keinerlei Geruchsbelästigung. Bei meiner letzten Renovierung mit einem Standardprodukt musste ich drei Wochen lang lüften, bis ich die Wohnung wieder betreten konnte.“

Wichtig: EMICODE 1 plus gilt für wasserbasierte Kleber, die fast immer lösemittelfrei sind. Das ist ein großer Vorteil: Sie sind ungiftig, nicht entzündlich und lassen sich leicht mit Wasser reinigen. Aber Achtung: Nicht alle Produkte, die „wasserbasiert“ sagen, sind auch EMICODE 1 plus. Prüfen Sie immer das Etikett.

Dispersionsleim vs. Furnierleim - der entscheidende Unterschied

Nicht alle Kleber sind gleich aufgebaut. Es gibt zwei Haupttypen, die sich in Zusammensetzung und Langzeitverhalten grundlegend unterscheiden:

  • Dispersionsleime (auch Weißleim genannt): Bestehen aus Wasser und Polyvinylacetat (PVAc). Nach dem Trocknen sind sie weitgehend schadstofffrei. Sie eignen sich perfekt für PVC, Vinyl, Linoleum und Teppichböden. Die meisten emissionsarmen Kleber gehören zu dieser Gruppe.
  • Furnierleime: Enthalten Harnstoff-Formaldehyd. Auch wenn sie nach dem Trocknen „trocken“ wirken, geben sie über Monate Formaldehyd ab - ein bekanntes Karzinogen. Diese Kleber sind heute in der Regel nur noch für Holzverleimungen im Außenbereich oder in der Möbelherstellung erlaubt. Verwenden Sie sie niemals für Innenausbau.

Wenn Sie einen Boden verlegen, der in Ihrem Wohnzimmer, Schlafzimmer oder Kinderzimmer liegt, dann wählen Sie immer einen Dispersionsleim. Und zwar einen mit EMICODE 1 plus oder Blauer Engel. Der Unterschied in der Gesundheitsbelastung ist enorm.

Zwei Kleberflaschen im Kontrast: einer mit giftigen Dämpfen, der andere mit grünem Licht, über einem modernen Boden.

Haftkraft vs. Emissionen - ein Kompromiss?

Ein häufiger Einwand: „Wenn der Kleber emissionsarm ist, hält er dann auch gut?“ Die Antwort ist: Ja - aber nicht sofort. Emissionsarme Kleber haben oft eine geringere Soforthaftung als alte lösemittelhaltige Produkte. Das bedeutet: Sie müssen den Bodenbelag nach dem Verlegen etwas länger ruhen lassen, bevor Sie darauf gehen oder Möbel draufstellen.

Typische Zeiten:

  • Begehbar: nach 4-12 Stunden
  • Möbel aufstellen: nach 24-72 Stunden
  • Volle Belastbarkeit (z. B. Fußbodenheizung): nach 7-14 Tagen

Das ist länger als bei alten Klebern, aber es ist eine Investition in Ihre Gesundheit und die Haltbarkeit des Bodens. Ein zu frühes Begehen kann zu Verschiebungen führen - besonders bei großen Flächen oder bei Fußbodenheizung. Hier ist die richtige Temperatur entscheidend: Die meisten Kleber dürfen erst bei über 5 °C verarbeitet werden. Wenn es draußen kalt ist, aber Sie Ihre Terrasse im Frühjahr herrichten wollen: Warten Sie. Der Kleber hält nicht, wenn er zu kalt ist.

Spezielle Anforderungen: Fußbodenheizung, Feuchträume, Außenbereich

Nicht jeder Boden ist gleich. Und deshalb gibt es auch nicht einen „einen“ perfekten Kleber.

  • Fußbodenheizung: Die Kleber müssen Temperaturschwankungen aushalten - von 15 °C im Winter bis zu 35 °C im Sommer. Nur speziell dafür zugelassene Produkte (meist mit „für Fußbodenheizung geeignet“ auf der Verpackung) sind sicher. Knauf Flexkleber eXtra oder BODENMEISTER sind hier gute Beispiele.
  • Feuchträume (Bad, Küche): Hier brauchen Sie Kleber mit Feuchtigkeitsschutz. Der Kleber darf nicht aufquellen oder abblättern. EMICODE 1 plus-Kleber mit Zusatz „für Feuchträume“ sind ideal. Achten Sie auch auf die Untergrundvorbereitung: Der Untergrund muss trocken, sauber und staubfrei sein. Grundieren lohnt sich.
  • Außenbereich: Für Terrassen, Loggien oder Balkone brauchen Sie witterungsbeständige Kleber. Diese sind oft elastisch und frostbeständig bis -20 °C. Hier ist der Blauer Engel nicht immer relevant - stattdessen prüfen Sie die Frostbeständigkeit auf der Verpackung. Produkte wie „Oase“ für Teichfolien oder „Adeco adgrip“ für Schlauchboote sind Spezialfälle - für normale Terrassenbeläge reicht ein hochwertiger, frostfester Dispersionskleber.
Ein Sämling wächst zwischen Bodenplanken, umgeben von Zertifizierungszeichen, als Symbol für gesunde, nachhaltige Bodenverlegung.

Welche Marken sind vertrauenswürdig?

Der Markt ist voll von Namen, die sich als „grün“ verkaufen. Aber nur wenige halten, was sie versprechen. Die Top-Akteure, die seit Jahren konsequent emissionsarme Produkte liefern, sind:

  • Henkel (Pattex): Bietet mehrere EMICODE 1 plus-Kleber für Teppich und Vinyl an.
  • Sika: Bekannt für hochfeste, langlebige Lösungen - besonders für Stein und Naturstein.
  • Mapei: Spezialist für Fliesen und Naturstein, auch mit Zertifizierungen für empfindliche Räume.
  • Knauf: Mit dem Flexkleber eXtra ein führendes Produkt für großformatige Fliesen und Fußbodenheizung.
  • Bodenbelag-Brombach / BODENMEISTER: Spezialisten für PVC und Designbeläge mit EC1 und Blauer Engel.

Wichtig: Kaufen Sie nicht nach dem günstigsten Preis. Ein teurer Kleber ist oft billiger, wenn er nicht nach einem Jahr abblättert oder Sie wegen Geruchs umziehen müssen. Die durchschnittliche Bewertung für emissionsarme Bodenbelagskleber liegt bei 4,2 von 5 Sternen - die meisten Nutzer loben die einfache Verarbeitung und den fehlenden Geruch.

Was Sie sonst noch wissen müssen

Die beste Wahl ist oft: gar kein Kleber. Experten von sanier.de sagen: „Wann immer es möglich ist, sollten Fußbodenbeläge schwimmend verlegt oder verspannt werden. So kann auf Kleber ganz oder zumindest weitgehend verzichtet werden.“ Das gilt besonders für Vinyl- und LVT-Böden. Viele moderne Beläge haben eine integrierte Klickverbindung - kein Kleber nötig. Das ist nicht nur gesünder, sondern auch einfacher zu reparieren, wenn mal ein Brett kaputtgeht.

Wenn Sie doch kleben müssen: Vorbereitung ist alles. Der Untergrund muss sauber, trocken und fest sein. Alte Klebereste, Fett, Staub - alles muss weg. Mit einer Grundierung verhindern Sie, dass der Kleber zu schnell austrocknet und nicht richtig haftet. Für Laien: Nehmen Sie sich mindestens 2-3 Stunden Zeit. Fachleute schaffen es in 1-2 Stunden. Aber: Keine Eile. Ein falsch verlegter Boden ist teuer zu reparieren.

Und: Seien Sie skeptisch gegenüber „Bio-Klebern“ oder „natürlichen“ Produkten, die keine Zertifizierung haben. Erste bio-basierte Kleber auf pflanzlicher Harzbasis sind zwar vielversprechend, aber noch nicht flächendeckend getestet. Verlassen Sie sich auf bewährte Zertifikate - nicht auf Werbesprüche.

Was kommt als Nächstes?

Die Entwicklung geht klar in eine Richtung: Weg von Chemie, hin zu sauberer Luft. Bis 2030 wird der Anteil emissionsarmer Bodenbelagskleber in Deutschland auf 92 % bei Profis und 75 % bei Privatleuten steigen, prognostiziert das Umweltbundesamt. Forscher arbeiten bereits an Klebern aus Algen, Maisstärke oder Holzharz - Produkte, die nicht nur emissionsarm sind, sondern auch biologisch abbaubar.

Der Trend ist klar: Gesundes Bauen ist kein Luxus mehr. Es ist die neue Norm. Und wer heute einen Boden verlegt, sollte nicht nur auf Aussehen und Preis achten. Sondern auch auf den Kleber darunter. Denn er ist der unsichtbare Teil Ihres Zuhauses - und er bleibt, lange nachdem der Boden verlegt ist.

Ist ein emissionsarmer Bodenbelagskleber auch haftstark?

Ja, aber nicht sofort. Emissionsarme Kleber haben oft eine geringere Soforthaftung als alte lösemittelhaltige Produkte. Sie benötigen daher längere Trocknungszeiten - zwischen 24 und 72 Stunden, bis Möbel aufgestellt werden dürfen. Die endgültige Haftkraft ist jedoch ebenso stark oder sogar stärker, besonders bei korrekter Anwendung und geeigneten Untergründen. Produkte mit EMICODE 1 plus oder Blauer Engel-Zertifizierung erfüllen strenge Haftungsstandards.

Was bedeutet EC1-Kennzeichnung bei Bodenbelagsklebern?

EC1 ist eine Kennzeichnung für besonders niedrige Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC). Sie wird von der französischen Organisation AFSSET vergeben und gilt als international anerkannter Standard. EC1 bedeutet, dass der Kleber innerhalb von 14 Tagen nach Verlegung extrem geringe Mengen an Schadstoffen freisetzt. EC1 plus ist noch strenger. Produkte mit EC1 sind ideal für empfindliche Räume wie Kinderzimmer oder Schlafzimmer.

Kann ich einen emissionsarmen Kleber auch für Vinylböden verwenden?

Ja, und das ist sogar empfehlenswert. Viele Vinylböden (LVT, SPC, WPC) werden mit speziellen emissionsarmen Dispersionsklebern verlegt, die für PVC optimiert sind. Achten Sie auf die Angabe „für PVC- oder Vinylbeläge“ auf der Verpackung und bevorzugen Sie Produkte mit EC1 oder Blauer Engel-Zertifizierung. Verwenden Sie niemals Standard-PVC-Kleber für Polyethylen (PE)-Materialien - das funktioniert nicht.

Warum sollte ich den Blauen Engel bevorzugen?

Der Blauer Engel DE-UZ 113 ist der strengste und umfassendste Standard für Bodenbelagskleber in Europa. Er prüft nicht nur VOC-Emissionen, sondern auch die langfristige Freisetzung von Weichmachern, Formaldehyd und anderen Schadstoffen über Monate und Jahre. Er ist unabhängig, staatlich anerkannt und wird vom RAL-Institut vergeben. Produkte mit diesem Siegel garantieren, dass der Kleber auch nach Jahren keine schädlichen Substanzen in die Raumluft abgibt.

Kann ich einen emissionsarmen Kleber auch in kalten Räumen verwenden?

Nur, wenn die Verarbeitungstemperatur stimmt. Die meisten wasserbasierten Kleber dürfen erst bei Temperaturen über 5 °C verarbeitet werden. Bei niedrigeren Temperaturen trocknen sie zu langsam oder nicht richtig - das führt zu schlechter Haftung und Verschiebungen. Prüfen Sie immer die Herstellerangaben. Für kalte Räume oder Außenbereiche benötigen Sie spezielle frostbeständige Kleber, die bis -20 °C standhalten.

Wie erkenne ich, ob ein Kleber wirklich emissionsarm ist?

Schauen Sie auf die Verpackung nach Zertifizierungen: Blauer Engel DE-UZ 113 oder EMICODE 1 plus. Diese Siegel sind verlässlich. Vermeiden Sie Produkte mit vagen Begriffen wie „umweltfreundlich“, „natürlich“ oder „geruchsfrei“ - das ist kein Nachweis. Auch „lösemittelarm“ sagt nichts über langfristige Emissionen aus. Nur Zertifikate garantieren, dass der Kleber wirklich gesund ist.

Muss ich den Boden nach der Verlegung lüften?

Bei einem emissionsarmen Kleber mit Blauer Engel oder EMICODE 1 plus ist kein intensives Lüften nötig. Sie können die Wohnung nach 24 Stunden wieder nutzen, ohne gesundheitliche Bedenken. Bei herkömmlichen Klebern war Lüften über Wochen nötig. Dennoch: In den ersten Tagen nach der Verlegung ist ein regelmäßiges Stoßlüften sinnvoll - nicht weil der Kleber schädlich ist, sondern weil er Feuchtigkeit bindet, die aus dem Untergrund oder der Luft kommt.