Beim Immobilienkauf denken die meisten nur an den Kaufpreis. Doch wer glaubt, dass 500.000 Euro Kaufpreis auch 500.000 Euro Kosten bedeuten, liegt falsch. In Deutschland kommen oft weitere 10 bis 20 Prozent hinzu - das sind bei einer 500.000-Euro-Wohnung bis zu 100.000 Euro zusätzlich. Diese Kosten nennt man Kaufnebenkosten. Sie sind nicht optional. Sie sind gesetzlich festgelegt, und sie fallen an, sobald der Kaufvertrag unterschrieben wird. Viele Käufer unterschätzen sie - und geraten dann in finanzielle Schwierigkeiten. Ein Kaufnebenkostenrechner hilft, das zu vermeiden.

Was genau sind Kaufnebenkosten?

Kaufnebenkosten sind alle Kosten, die über den reinen Kaufpreis hinausgehen. Sie bestehen aus drei Hauptbestandteilen: Grunderwerbsteuer, Notar- und Grundbuchkosten sowie Maklerprovision. Diese drei Posten machen fast 90 Prozent der Nebenkosten aus. Dazu kommen noch kleinere, oft übersehene Ausgaben wie Gutachtergebühren, Finanzierungsberatung oder Umzugskosten.

Die Grunderwerbsteuer ist die größte Einzelkostenposition. Sie wird vom Bundesland festgelegt und liegt zwischen 3,5 und 6,5 Prozent. In Bayern und Sachsen sind es nur 3,5 Prozent, in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein schon 6,5 Prozent. Berlin und Brandenburg liegen bei 6,5 Prozent. Wer in Berlin eine Wohnung kauft, zahlt also fast doppelt so viel Grunderwerbsteuer wie jemand in Bayern - bei gleichem Kaufpreis.

Die Notar- und Grundbuchkosten sind nicht prozentual, sondern nach einer festen Gebührentabelle berechnet. Sie liegen meist zwischen 1,5 und 2 Prozent des Kaufpreises. Dabei ist der Notar für die Beurkundung des Kaufvertrags zuständig, und der Grundbuchamt trägt die Eigentumsübertragung ein. Beides ist Pflicht. Wer glaubt, er könne das sparen, irrt. Ohne Notar gibt es keinen Eigentumswechsel.

Die Maklerprovision ist der flexibelste Posten. Sie liegt zwischen 3 und 7 Prozent, meist bei 5,5 bis 6 Prozent. Wichtig: Wer den Makler beauftragt, zahlt. Das ist seit 2020 gesetzlich so geregelt. Wenn der Verkäufer den Makler beauftragt hat, zahlt er - aber das kommt selten vor. In der Praxis zahlt der Käufer fast immer. Und diese Provision ist oft verhandelbar. Ein guter Kaufnebenkostenrechner sollte es erlauben, diese Zahl selbst einzugeben.

Warum Rechner oft falsch liegen

Nicht alle Kaufnebenkostenrechner sind gleich. Viele bieten nur eine grobe Schätzung. Einige verwenden veraltete Steuersätze. Einige ignorieren, dass die Notarkosten nicht einfach 2 Prozent sind, sondern nach dem GNotKG berechnet werden - je nach Kaufpreis und Vertragskomplexität. Ein einfaches Beispiel: Bei einem Kaufpreis von 450.000 Euro liegen die Notarkosten bei etwa 1,9 Prozent. Bei 550.000 Euro sind es schon 2,1 Prozent. Das macht einen Unterschied von über 1.000 Euro.

Ein weiterer häufiger Fehler: Die Grunderwerbsteuer wird mit der falschen Postleitzahl berechnet. In manchen Gemeinden gibt es Sonderregelungen. In München ist die Steuer 5,5 Prozent - aber in einigen umliegenden Gemeinden wie Garching oder Freising sind es 6,5 Prozent. Wer die falsche PLZ eingibt, spart 1.000 Euro - oder zahlt sie später.

Die Stiftung Warentest hat 2023 zehn Rechner getestet. Nur vier von zehn haben die aktuellen Steuersätze aller 16 Bundesländer korrekt abgebildet. Das bedeutet: Bei sechs von zehn Rechnern ist das Ergebnis falsch - und das bei einer der wichtigsten Finanzentscheidungen im Leben.

Welcher Rechner ist der beste?

Der Finanztip-Kaufnebenkostenrechner ist derzeit der genaueste. Er berücksichtigt nicht nur die drei Hauptkosten, sondern auch optionale Ausgaben wie Gutachter (500-1.000 Euro), Finanzierungsberatung (200-800 Euro) oder sogar Umzugskosten. Er gibt die Ergebnisse sowohl in Prozent als auch in Euro aus - und erlaubt es, verschiedene Szenarien zu vergleichen. Wer beispielsweise eine Immobilie in Berlin kauft und eine Maklerprovision von 5,5 Prozent vereinbart hat, kann das genau einstellen. Der Rechner zeigt dann: 6,5 Prozent Grunderwerbsteuer + 1,9 Prozent Notarkosten + 5,5 Prozent Makler = insgesamt 13,9 Prozent. Bei 320.000 Euro Kaufpreis sind das 44.480 Euro Nebenkosten - nicht 32.000, wie viele denken.

Der Sparkassen-Rechner ist praktisch für Erstkäufer, weil er direkt mit Kreditrechnern verknüpft ist. Aber er lässt keine Anpassung der Maklerprovision zu. Wer 5,5 Prozent vereinbart hat, bekommt trotzdem 7 Prozent angezeigt - und denkt, er bräuchte mehr Eigenkapital als nötig.

Der Rechner von kaufnebenkostenrechner.de ist der detaillierteste. Er listet 12 Kostenpositionen auf, inklusive Grundsteuer, Renovierungskosten und sogar Versicherungsnebenkosten. Für Erstkaufinteressierte, die eine alte Immobilie kaufen und sanieren wollen, ist er unschlagbar. Er zeigt: Die Nebenkosten sind nicht nur das, was der Staat verlangt - sondern auch das, was du später ausgeben musst.

Eine Waage mit Haus und Kostenposten zeigt, wie Nebenkosten den Kaufpreis überwiegen.

Wie nutzt du einen Rechner richtig?

Ein Kaufnebenkostenrechner ist kein Zauberstab. Er ist ein Werkzeug. Und wie jedes Werkzeug muss man es richtig benutzen.

  1. Notiere den exakten Kaufpreis - so wie er im Kaufvertrag steht. Keine Abschläge, keine Rabatte. Nur der beurkundete Preis.
  2. Gib die richtige Postleitzahl ein. Nicht die des Stadtteils, sondern die der genauen Adresse. In Bayern ist die Grunderwerbsteuer 3,5 Prozent - aber nur in bestimmten Gemeinden.
  3. Trage die vereinbarte Maklerprovision ein. Wenn du 5,5 Prozent hast, gib 5,5 ein - nicht 7. Sonst überschätzt du deine Kosten.
  4. Prüfe, ob der Rechner die aktuelle Grunderwerbsteuer kennt. Die Gesetze haben sich 2023 geändert. Viele Rechner sind noch auf 2022-Regelungen eingestellt.
  5. Rechne mehrere Szenarien durch. Was passiert, wenn du 10.000 Euro weniger kaufst? Was, wenn du die Maklerprovision auf 5 Prozent drückst? Das zeigt dir, wo du sparen kannst.

Ein Tipp: Nutze immer mindestens zwei Rechner - zum Beispiel Finanztip und kaufnebenkostenrechner.de. Wenn sie sich stark unterscheiden, prüfe, warum. Oft liegt es an einer falschen Eingabe oder einem veralteten Steuersatz.

Was du sonst noch beachten musst

Die Kaufnebenkosten sind nur der Anfang. Danach kommen andere Kosten: Grundsteuer, Versicherungen, Instandhaltung, eventuell Sanierung. Wer nur die Nebenkosten des Kaufs im Blick hat, läuft Gefahr, später überfordert zu sein.

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Paar kauft in München eine Wohnung für 600.000 Euro. Mit dem Rechner berechnen sie 12,5 Prozent Nebenkosten - das sind 75.000 Euro. Sie haben 80.000 Euro Eigenkapital. Alles passt. Doch sie vergessen: Die Wohnung braucht eine neue Heizung. Die kostet 15.000 Euro. Die Versicherung steigt von 200 auf 400 Euro pro Jahr. Und die Grundsteuer liegt bei 1.200 Euro im Jahr - nicht 800, wie sie dachten. Plötzlich ist das Eigenkapital weg. Und sie haben keinen Spielraum mehr.

Experten wie Prof. Dr. Andreas Pfnür von der TU München warnen: 65 Prozent der Käufer unterschätzen die Nebenkosten. Das führt zu Finanzierungsengpässen, verzögerten Terminen oder sogar zum Kaufabbruch. Der Grund: Sie verlassen sich auf zu einfache Rechner oder verlassen sich auf Schätzungen von Freunden.

Karte Deutschlands mit farblich gekennzeichneten Grunderwerbsteuersätzen in den Bundesländern.

Was kommt 2024?

Ab 1. Januar 2024 tritt das neue Grunderwerbsteuergesetz in Kraft. Es macht die Berechnung komplexer. In einigen Bundesländern werden Sonderregelungen für energieeffiziente Gebäude eingeführt. Wer eine Immobilie mit Wärmepumpe kauft, könnte in Zukunft weniger Steuer zahlen. Aber nur, wenn er die richtigen Unterlagen vorlegt. Die meisten Rechner sind darauf noch nicht vorbereitet.

Finanztip hat schon eine API veröffentlicht, damit andere Plattformen die Berechnung integrieren können. Sparkasse arbeitet an einem KI-Rechner, der aus 10.000 historischen Fällen lernt, wie sich die Kosten in bestimmten Fällen verhalten. Und Dr. Klein hat einen „Live-Verhandlungsrechner“ entwickelt: Du änderst den Kaufpreis oder die Provision - und der Rechner rechnet sofort neu.

Die Zukunft liegt in der Individualisierung. Ein Rechner, der nicht nur die Gesetze kennt, sondern auch deine persönliche Situation - deine Einkommenssituation, deine Sanierungspläne, deine Versicherungsbedingungen - wird der Standard sein.

Fazit: Rechne, bevor du kaufst

Kaufnebenkosten sind kein Nebenschauplatz. Sie sind ein zentraler Teil des Immobilienkaufs. Wer sie unterschätzt, riskiert nicht nur seine Finanzplanung - sondern auch den Kauf selbst. Ein Kaufnebenkostenrechner ist kein Luxus. Er ist eine Notwendigkeit. Nutze ihn. Vergleiche ihn. Vertraue nicht auf Schätzungen. Und wenn du unsicher bist: Frag einen unabhängigen Finanzberater. Nicht den vom Makler. Nicht den von der Bank. Einen, der nur deine Interessen vertritt.

Die Immobilie ist dein größter Kauf. Mach ihn nicht zum teuersten Fehler deines Lebens.

Wie hoch sind die Kaufnebenkosten durchschnittlich in Deutschland?

Die durchschnittlichen Kaufnebenkosten in Deutschland liegen aktuell bei 11,2 Prozent des Kaufpreises. In Bundesländern mit hoher Grunderwerbsteuer wie Nordrhein-Westfalen oder Berlin können sie bis zu 13-15 Prozent erreichen. In Bayern und Sachsen sind sie mit 7-9 Prozent deutlich niedriger. Diese Werte beinhalten Grunderwerbsteuer, Notar- und Grundbuchkosten sowie Maklerprovision.

Kann ich die Maklerprovision verhandeln?

Ja, die Maklerprovision ist verhandelbar. Viele Makler bieten 6-7 Prozent an, aber du kannst oft auf 5-5,5 Prozent kommen, besonders wenn du schnell kaufst oder die Wohnung lange steht. Wichtig: Die Vereinbarung muss schriftlich im Kaufvertrag stehen. Achte darauf, dass der Vertrag klarmacht, dass du als Käufer zahlst - und nicht der Verkäufer.

Warum sind die Notarkosten nicht einfach 2 Prozent?

Die Notarkosten werden nicht prozentual berechnet, sondern nach dem Gerichts- und Notarkostengesetz (GNotKG). Sie richten sich nach dem Wert des Grundstücks und der Komplexität des Vertrags. Bei einfachen Kaufverträgen liegen sie bei etwa 1,5-1,8 Prozent. Bei komplexen Fällen - etwa mit Erbengemeinschaft, Grunddienstbarkeiten oder Baulasten - können sie bis zu 2,3 Prozent erreichen. Ein Rechner, der immer 2 Prozent annimmt, ist ungenau.

Was passiert, wenn ich die Grunderwerbsteuer falsch berechne?

Wenn du zu wenig Grunderwerbsteuer zahlst, musst du den Nachzahlungsbetrag später zahlen - inklusive Zinsen und möglicher Strafen. Wenn du zu viel zahlst, bekommst du das Geld zurück, aber das dauert Monate. Die Steuerbehörden prüfen die Angaben. Ein Fehler von nur einem Prozentpunkt bei 500.000 Euro bedeutet 5.000 Euro Unterschied - das ist kein Kleingeld.

Brauche ich einen Kaufnebenkostenrechner, wenn ich bar kaufe?

Ja, absolut. Die Kaufnebenkosten fallen unabhängig davon an, ob du ein Darlehen aufnimmst oder bar zahlst. Grunderwerbsteuer, Notar und Grundbuchkosten sind gesetzlich vorgeschrieben - sie hängen nicht von deiner Finanzierung ab. Wer bar kauft, zahlt die Nebenkosten eben aus Eigenkapital - aber sie sind trotzdem da.

Sind Umzugskosten Teil der Kaufnebenkosten?

Nein, Umzugskosten sind keine gesetzlichen Kaufnebenkosten. Sie fallen erst nach dem Kauf an und sind privat zu tragen. Aber viele Rechner wie der von kaufnebenkostenrechner.de führen sie auf, weil sie für die Gesamtfinanzierung wichtig sind. Wer eine Wohnung kauft, muss oft auch Möbel transportieren, neue Schlösser einbauen oder den Stromvertrag wechseln - das kostet Geld. Diese Posten sollten in deiner Gesamtplanung berücksichtigt werden, auch wenn sie nicht zum Kaufvertrag gehören.

Wo finde ich den aktuellen Grunderwerbsteuersatz für mein Bundesland?

Die aktuellsten Sätze findest du auf den offiziellen Websites der Finanzämter deines Bundeslandes. Alternativ nutzen vertrauenswürdige Rechner wie Finanztip oder die Verbraucherzentrale aktuelle Daten aus dem Bundesfinanzministerium. Stand Dezember 2025 sind die höchsten Sätze in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Berlin (6,5 Prozent), die niedrigsten in Bayern und Sachsen (3,5 Prozent). Achte darauf, dass der Rechner nicht auf veraltete Werte von 2022 oder 2023 zurückgreift.